Während die nordamerikanischen und die europäischen Aktienmärkte in der Nähe Ihrer Allzeithochs verharren, zeigen die asiatischen Aktienmärkte deutliche Schwächen. Allen voran der Chinesische. Sowohl der CSI 300 als auch der Hang Seng haben seit ihren Höchstständen bereits mehr als 20 Prozent eingebüßt. Für Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank liegt dies nicht nur an der jüngsten Regulierungswut der chinesischen Führung: „Zur schlechten Kursentwicklung in China haben mehrere Faktoren beigetragen, von denen vor allem der Immobilienmarkt Anlass zur Sorge gibt“, schreibt Behring in einem aktuellen Marktkommentar.
Seit Ende der 90er Jahre habe der chinesische Immobilienmarkt einen nie dagewesenen Boom erlebt und in Peking hätten sich die Preise um mehr als das Dreißigfache erhöht. „Der Preisanstieg der letzten 20 Jahre hat zunächst Investoren und dann Spekulanten angelockt,“ meint Behring. „Und wie stets stiegen mit den Preisen auch die Risikobereitschaft und der Fremdkapitalhebel.“
So sei vor allem die Schieflage des chinesischen Immobilienunternehmens Evergrande besorgniserregend, das noch 2018 als wertvollstes Immobilienunternehmen der Welt gegolten habe. Seither hätten die Aktien des Konzerns mehr als 80 Prozent ihres Werts eingebüßt. Gleichzeitig seien sich die Schulden des Konzerns in den vergangenen zehn Jahren um 500 Prozent gestiegen. „Evergrande muss mittlerweile großzügige Preisnachlässe auf seine Eigentumswohnungen geben, um den Abverkauf anzukurbeln und liquide zu bleiben. Das ist ein Alarmsignal für den gesamten chinesischen Immobilienmarkt.“ Da die Lage für Evergrande auch am Anleihenmarkt dramatisch sei, werde ein Zahlungsausfall immer wahrscheinlicher.
Für Behring ist es aber nicht nur der Immobilienmarkt allein, wie das Beispiel des Finanzkonglomerat Huarong zeige: „Die chinesische Führung muss den größten Kreditaufkäufer des Landes mit umgerechnet 6,5 Milliarden Euro stützen. Das klingt nach viel Geld, die gesamten Verbindlichkeiten von Huarong belaufen sich jedoch auf mehr als 200 Milliarden Euro.“
Was Behring Sorge bereitet, ist jedoch nicht nur die Situation in China, sondern auch die Reaktion darauf: „Mich wundert, dass die Börsen in Europa und den USA noch völlig unbekümmert agieren. Die Entwicklungen in China sind ein ernstzunehmendes Warnsignal, das zeigt, dass selbst die Kapitalflut der Zentralbanken irgendwann nicht mehr ausreichen könnte.“
Die Fürst Fugger Privatbank habe daher auf die sich zuspitzende Gemengelage reagiert, erklärt Behring, auch wenn die Aktie unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Portfoliobeimischung bleibe: „Angesichts der sich eintrübenden Lage in China schadet es nicht, Gewinne zu sichern, und ein wenig vom Gas zu gehen – zumal eine saisonal schwierige Phase bevorsteht.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Fürst Fugger Privatbank
Die Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Augsburg. Die Bank versteht sich als professioneller Finanzdienstleister für alle Anliegen rund um die private Geldanlage vermögender Privatkunden.