Die „European Insurance Study“ von ZEB zeigt, dass die großen europäischen Versicherer Ende 2023 trotz eines von Krisen geprägten wirtschaftlichen und politischen Umfelds stabil sind. Die Strategie-, IT- und Managementberatung hat die 25 größten Unternehmen in diesem Segment detailliert untersucht. Arne van Tongern, Senior Manager bei ZEB, stellt fest, dass die europäischen Versicherer im letzten Geschäftsjahr bis ins erste Halbjahr 2023 hinein solide abgeschnitten haben und wider Erwartungen krisenfest sind. Im ersten Halbjahr 2023 haben ihnen dabei die vergleichsweise geringe Anzahl an Naturkatastrophen geholfen. Insbesondere die vier größten Versicherer haben durch gezielte Preiserhöhungen die Inflation kompensiert und vieles richtig gemacht. Vor diesem Hintergrund kann die Branche optimistisch auf das kommende Jahr blicken.
Die Studie zeigt im Detail, dass die Bruttoprämien der Top-25-Versicherer in Europa im Geschäftsjahr 2022 um 4,4 Prozent gestiegen sind, nach einem Anstieg von 8,6 Prozent im Vorjahr. Das Wachstum ist weniger auf den Gewinn neuer Kunden zurückzuführen als vielmehr auf Preisanpassungen für bestehende Kunden. Auch die Profitabilität zeigt eine ähnliche Tendenz. Nach einem Einbruch der Nettoerträge um 21,8 Prozent im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Krise erholte sich diese im darauffolgenden Jahr. In 2022 machte sich jedoch unter anderem die Inflation bemerkbar, was zu einer teureren Schadenregulierung führte und die Nettoerträge der Top-25-Versicherer in Europa um 20,6 Prozent gegenüber 2021 zurückgehen ließ. Während die Bruttoprämien der 25 europäischen Topversicherer im Bereich Non-Life um 10,6 Prozent gewachsen sind, sind sie im Bereich Life um 1,9 Prozent gesunken. Dies ist zum einen auf den Anstieg der Zinsen zurückzuführen, der Einlageprodukte von Banken attraktiver gemacht hat. Zum anderen haben viele Menschen aufgrund der Inflation weniger Geld für ihre Altersvorsorge gespart. Der Anteil der Lebensversicherungen am Portfolio der europäischen Top 25 lag im Jahr 2017 noch bei 60 Prozent, während es im Geschäftsjahr 2022 nur noch 52 Prozent waren.
Im Rahmen ihrer Untersuchung haben die Studienautoren auch die vier größten europäischen Versicherer bis ins erste Halbjahr 2023 hinein betrachtet. Aktuell betreuen AXA, Allianz, Generali und Zurich über 338 Millionen Kunden weltweit und haben zusammen eine Marktkapitalisierung von rund 240 Milliarden Euro. Zwischen 2017 und 2022 konnten sie bei den Bruttoprämien ein Wachstum von rund 20 Prozent verzeichnen, was dreimal so schnell ist wie bei den anderen untersuchten europäischen Versicherern. Auch die Profitabilität der vier Topversicherer hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt, unter anderem aufgrund einer breiten Streuung ihrer Portfolios.