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Nach der Wahl ist vor der Wahl

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EXXECNEWS hat in Ausgabe 24/2020 Anbieter von Publikums-AIF um ihre Einschätzung gebeten: Was kommt aus Ihrer Sicht auf die USA und in Folge auf die Weltwirtschaft zu? Welche Folgen ergeben sich für Investments in US-Immobilien beziehungsweise für Investments in den USA? Die Asset Manager erwarten keine großen Veränderungen für Investitionen durch die US-Wahl.

Christian Dürr, Geschäftsführer der BVT Holding Verwaltungs GmbH und Leiter des Geschäftsbereichs Immobilien Global:

1. Alles in allem ist davon auszugehen, dass Biden die Blockbildung in der amerikanischen Gesellschaft mit einem gemäßigten Programm zu überwinden versucht, was am Ehesten gelingt, wenn die Wirtschaft ihren Erholungskurs weiter fortsetzen kann und der Arbeitsmarkt wieder Vollbeschäftigung wie vor Corona erreicht.

Die jüngsten Arbeitsmarktdaten vom Oktober haben bereits einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit auf nunmehr 6,9 Prozent angezeigt, was belegt, dass die amerikanische Wirtschaft eindeutig auf Erholungskurs ist, aber weiterer Stimuli bedarf. Der ökonomische Stimulus bereits unter Trump mit zeitlich begrenzten monetären Unterstützungsmaßnahmen für Arbeitslose und in Not geratene Kleinunternehmen soll unter Biden auf jeden Fall fortgesetzt und ausgeweitet werden. Die von den Demokraten bereits vor der Wahl dafür in Anschlag gebrachten Volumina übersteigen den von den Republikanern angesetzten Rahmen sogar. Dies ist am Ende gut auch für den Konsum, der ja eine der ganz wesentlichen Stützen für die amerikanische Wirtschaft darstellt.

2. Wir erwarten, dass aufgrund des unerwartet knappen Wahlausganges und der Machtverhältnisse im Senat weder mit einer schnellen Umsetzung der Steuerpläne noch in dem Umfang und schon gar nicht während der Wiedererholungsphase der amerikanischen Wirtschaft zu rechnen ist.[…] Erfreulicherweise sollen die mit der Trumpschen Steuerreform eingeführten Steuerbegünstigungen für Investitionen in strukturschwachen Gegenden, den sogenannten „Opportunity Zones“, grundsätzlich beibehalten werden.

Interessant für den Immobilienmarkt dürfte die geplante Wiederaufnahme klimapolitischer Ziele und der Wiederbeitritt zum Pariser Klimaabkommen sein. Dies wird voraussichtlich dazu führen, dass zum Beispiel für Investitionen in bessere Dämmung und höhere Energieeffizienz bei älterem Wohnungsbestand entsprechende Förderprogramme oder steuerliche Anreize entwickelt werden, was solche Investitionen interessanter machen würde. Hinsichtlich einer verschärften Mietgesetzgebung obliegt die Handhabe von Mietendeckeln oder die verpflichtende Schaffung von mietpreisbegünstigtem Wohnraum bei Neubauten sowieso generell den jeweiligen Bundesstaaten. Mit den bisherigen Bestimmungen in den Regionen, in denen wir investiert sind, kommen wir gut zurecht.

Insgesamt dürften die stimulierenden Maßnahmen für die Wirtschaft natürlich auch dem Immobilienmarkt zugutekommen, der, gestützt auf eine weiterhin günstige demografische Entwicklung, flankiert von historisch niedrigen Zinsen über den nächsten Zeitraum von zwei bis drei Jahren sehr positive Fundamentaldaten aufweisen kann. Auf dieser Basis sehen wir auch unter einem neuen US-Präsidenten sehr gute Investitionschancen, insbesondere in dem von BVT fokussierten Segment der US-Mietwohnimmobilien.

Wolfgang J. Kunz, Prokurist und Vertriebsdirektor der DNL Exclusive Opportunity GmbH & Co. KG:

1. Jeremy Siegel, Professor für Finanzen an der Wharton School der University of Pennsylvania äußerte sich am 4. November, demzufolge Bidens Präsidentschaft und ein potenziell republikanischer Senat exzellent für die Wirtschaft und exzellent für die Märkte seien. Diese Einschätzung mag sich auch auf die Weltwirtschaft positiv auswirken, da die USA als stärkste Wirtschaftsmacht entsprechende Impulse gibt.

2. In unserer Live-Schaltung zu unseren amerikanischen Partnern Glenfield Capital in Georgia berichteten diese am 11. November, dass man mit einem demokratischen Präsident Joe Biden ein „Split Government“, also eine geteilte Regierung haben würde. Dies bedeutet, dass die Republikaner die Kontrolle im Senat behalten. Indes hat der Präsident in den Vereinigten Staaten weitreichende Befugnisse, so zum Beispiel beim Handel. Bei vielen anderen Themen, wie beispielsweise der Steuer, muss aber der aus Repräsentantenhaus und Senat bestehende Kongress zustimmen. Dies ist auch das, was sich in den deutschen Medien an Informationen widerspiegelt.

Seit 2018 hat sich die Kurve des Bruttoinlandsproduktes stetig nach oben entwickelt, bis die Corona-Pandemie dann die Kehrtwende einleitete. Im ersten Quartal 2020 ging die Kurve leicht nach unten, im zweiten kam dann der rasante Einbruch. Im dritten Quartal erfolgte überraschend eine sehr gute Erholung. Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass im vierten Quartal ein bescheidenes Wachstum zu verzeichnen ist. Trotz des enormen Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts während der Corona-Pandemie sind die Vereinigten Staaten immer noch die größte, stärkste und stabilste Wirtschaft der Welt. Obwohl Politik sehr wichtig ist, scheint die US-Wirtschaft ein Eigenleben zu führen, unabhängig davon, wer Präsident ist.

Auch was die Entwicklung der Preise für Gewerbeimmobilien anbelangt, zeigt sich unser Partner Glenfield Capital optimistisch. In den Krisen kam es zu Rückgängen, ansonsten ist ein stetiger Anstieg zu verzeichnen. Immer, wenn die Entwicklung negativ war, folgte ein starker Zuwachs.

Eine der wichtigsten Fragen unserer Anleger in der Live-Schaltung war, ob sich der coronabedingte Wandel dauerhaft in der Nachfrage nach Büroimmobilien niederschlagen wird. Der Konsens scheint zu sein, dass die Möglichkeit, ins Homeoffice zu gehen, in den ersten drei Monaten der Corona-Pandemie eine fantastische Alternative war. Jetzt werden die Menschen des Arbeitens im Homeoffice jedoch überdrüssig. Es wirkt sich nicht positiv auf die Produktivität aus, es wirkt sich nicht positiv auf die Unternehmenskulturen aus und es hat einen negativen Effekt auf Mentoring-Programme. Die Glenfield-Mieter erwarten deshalb, dass ein Großteil der Angestellten wieder in die Büros zurückkehren wird.

Eine weitere Frage aus dem Kreis unserer Anleger war, ob Joe Biden die unter Trump unterzeichnete Steuerreform wieder zurücknehmen wird. Darüber wurde viel spekuliert. Fest steht aber, dass Steuerrichtlinien nicht ohne die Zustimmung von Senat und Repräsentantenhaus geändert werden können. Nach Einschätzung von James P. Cate, Manager and Principal bei Glenfield Capital, sieht so aus, als würden die Republikaner die Kontrolle im Senat behalten. Somit müssten sie auch zustimmen. Alle Änderungen, die die Steuer betreffen, werden unter der geteilten Regierung sehr moderat ausfallen.

Volker Arndt, Geschäftsführer der US Treuhand Verwaltungsgesellschaft für US-Immobilienfonds mbH:

1. Die Wahl des Präsidenten, des Repräsentantenhauses und von Teilen des Senates sind erfolgt. Inwieweit die Demokraten auch den Senat mehrheitlich dominieren, wird eine Stichwahl im Januar 2021 zeigen. Insofern kann ich heute nicht abschätzen, ob die demokratische Partei eine radikale Wende unter anderem in der Wirtschafts- und Steuerpolitik durchführen kann oder nicht. Das ist aktuell eine Hängepartie. Und mit einem Augenzwinkern möchte ich anführen, dass in 2022 das Repräsentantenhaus in den USA eben turnusmäßig erneut gewählt wird, ebenso ein Drittel des Senats. Und in 2024 dann wieder „das volle Programm“. In den USA gilt mehr als in Europa beispielsweise ein „Nach der Wahl ist vor der Wahl“. Die politisch handelnden Personen sind sich dessen bewusst, dass sie sich „permanent“ den Bürgern „stellen“ müssen. Insofern rechne ich nicht mit dramatischen Schritten zu Veränderungen, egal wie die Dinge nun ausgehen.

2. Wir investieren seit Jahrzehnten im US-Immobilienmarkt und wir können nicht erkennen, dass durch die jetzige Wahl die Attraktivität des Marktes leiden sollte. Warum auch? Menschen brauchen Immobilien zum Wohnen, Einkaufen und Arbeiten und in den USA wächst die Bevölkerung jährlich um 2,5 Millionen bis drei Millionen Menschen. Das ist eine fundamentale Tatsache.

Thorsten Eitle, Gründer und Geschäftsführer der Hep Global GmbH:

Der zukünftige Präsident hat positive Aussagen zur Zukunft erneuerbarer Energien in den USA getätigt. Die tatsächliche Ausgestaltung erwarten wir genau wie die Branche mit Spannung. Freiwillige Zubauziele und steuerliche Anreize machen eine Investition in die Solarenergie in den USA aber bereits seit Jahren attraktiv. Hep hat in den USA langjährig erfolgreich Erfahrung in der Projektentwicklung und mit sogenannten Power Purchase Agreements gesammelt. Wir schauen in eine vielversprechende Zukunft und haben mit Übernahmen, Standorten und einer ersten Inbetriebnahme eines Parks dieses Jahr starke Zeichen auf dem Markt gesetzt.

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