Die Investment Professionals der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) äußerten kürzlich ihre aktuellen Einschätzungen zur Geldpolitik im Rahmen der DVFA-Monatsfrage. Angesichts der klaren Erwartungen der Märkte an eine expansive Geldpolitik mit bereits mehreren deutlichen Leitzinssenkungen von Fed und EZB antizipierten die Experten die weitere Entwicklung. Laut Ingo R. Mainert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DVFA, halten rund drei Viertel der Umfrageteilnehmer die Schritte der Fed für ausreichend restriktiv, während nur 58 Prozent dies auch für die EZB so sehen. Die Politik der Fed wird insgesamt als robuster und weniger zögerlich als die der EZB eingeschätzt. Die Befragten erwarten, dass die Fed 2024 mit Zinssenkungen beginnen wird und die EZB diesem Beispiel folgen wird.
Für das Jahresende 2024 erwarten 42 Prozent, dass die Fed den Leitzins um mindestens 100 Basispunkte senken wird, während nur 15 Prozent dies für die EZB erwarten. Die Frage nach dem Rückgang der Bilanzsummen der Zentralbanken nach den Anleihekäufen (Quantitative Easing) steht im Raum, da dies Auswirkungen auf die Zinspolitik haben könnte. Dennoch gehen fast zwei Drittel der Befragten davon aus, dass die Bilanzen von Fed und EZB weiter schrumpfen werden.
Trotz möglicher Risiken einer inkonsistenten Geldpolitik halten einige Teilnehmer eine Trennung von Zinssenkungen und Liquiditätsverknappung für sinnvoll, während andere dagegen sind oder es zumindest kurzfristig für notwendig erachten. Einige Zentralbanken könnten aufgrund erhöhter Zinsaufwendungen und geringerer Gewinne oder Verluste vor Herausforderungen stehen, was zu Rücklagenauflösung und Eigenkapitalaufzehrung führen könnte. Dennoch sehen 71 Prozent der befragten Investment Professionals selbst in einem negativen Eigenkapitalkonto der Zentralbank keine Probleme für die Kapitalmärkte.
